April 29, 2020

Für mich allein ein Raum...? Ein Traum!

Für mich allein ein Raum...? Ein Traum!

Ganz klar: Ich liebe meine beiden Kinder und meine Familie, aber ab und zu brauche ich Zeit und Raum für mich – NUR für mich. Und ein Raum für mich ist dabei auch ganz wörtlich gemeint: Ein Zimmer ohne Babyrassel und anderen Menschen/ Familienmitgliedern – zumindest für 30 Minuten. Das wäre vor Corona vielleicht mal ein Ausflug alleine ins Kaffee oder in ein Yogastudio gewesen, aktuell bzw seit einer Woche ist das gerade für eine halbe Stunde das Wohnzimmer. Mein Mann nimmt in der Zeit beide Kinder und ich kann die Zeit nutzen und gestalten wie ich will. GROSSARTIG! Haben wir letzte Woche eingeführt und am ersten Tag hätte ich fast geweint for Freude.

Brauch ich das?

Aus meiner Beobachtung heraus gibt es bei vielen Müttern (und manchmal auch bei mir) die Tendenz, sich für Kinder und Familie aufzuopfern und selbst – quasi selbst-los – ganz hinten anzustellen. So ein Tag ist mit 24 Stunden auch manchmal schlichtweg zu kurz: Kinder, ggf. eigene (berufliche) Weiterentwicklung, Haushalt, Beziehungspflege, Essen, Einkaufen, Impf- und Arzttermine vereinbaren, SCHLAFEN… Auch wenn man sich das mit seinem Partner/ seiner Partnerin gut aufteilt, kommt die me-time dabei oftmals unter die Räder. Ich glaube aber, dass das mittelfristig weder für die Frauen, noch für die Partnerschaft oder die Familie wirklich gut ist (wer wissenschaftliche Studien dazu kennt, gern her damit). Gerade (aber nicht nur) in der ohnehin grundangespannten Coronantäne. Ich kann jedenfalls aus meiner Erfahrung nur dafür werben, sich zu erlauben, diesen Raum zu nehmen. Um sich wieder zu verankern und zu erden, mehr bei sich selbst zu sein. Und: Als Vorbild geben wir damit letztlich auch unseren Kindern mit, dass es nicht nur okay sondern wichtig ist, sich auch gut um sich selbst zu kümmern.

Wie finde ich nur die Zeit und wie gestalte ich diesen Raum?

Sofern ihr in einer Beziehung seid, ist mein Rat: Sprecht euch mit eurem Partner/ eurer Partnerin zu euren jeweiligen Bedürfnissen offen ab (er/sie kann das natürlich ebenfalls einfordern) und findet für die jeweilige me-time möglichst klare Zeiten. Irgendetwas rutscht dafür natürlich in der Prioliste nach unten (bei mir meist Wäschefalten und ähnlich aufregende Tätigkeiten…). Bei uns ist es gerade durch die Umstände leichter geworden, sich diesen Raum gegenseitig zu schaffen – ich weiß, dass eine tägliche Auszeit mit sich absoluter Luxus ist. Bei euch sind die familiären Umstände anders und schwieriger/ komplizierter und die Kinder schlafen nicht gut, sodass auch früh morgens/spätabends auch keine Zeit bleibt? Sofern es die aktuellen Corona-Maßnahmen erlauben, können ggf. regelmäßig externe Betreuungsmöglichkeiten durch einen Babysitter aus dem Freundes-/erweiterten Familienkreis, Nachbarschaftsinitiativen oder Absprachen mit anderen Eltern helfen. Oder ihr wendet euch an Vereine in eurer Stadt, die ehrenamtliche Betreuer vermitteln (z.B. wellcome) oder an kommerzielle Anlaufstellen wie z.B. das Wunderhaus in Berlin (unbezahlte Werbung).

Ihr wollt wissen wie ich mein Rendez-vous mit mir selbst gestalte? Le voilà: Ich räume kurz das Wohnzimmer (aka Arbeits-/Wohn-, Spiel- und Wäschetrockenzimmer) auf, um jegliche Ablenkung auszuschalten. Gleichzeitig zieht ein Tee in meiner Lieblingstasse und verbreitet allein durch seine Anwesenheit und Geruch Entspannung. Dann mache ich eine kurze Atemübung, ein bißchen Yoga, lese im besten Fall noch ein paar Seiten in einem inspirierenden Buch und setze mir nach einer kurzen Meditation eine Intention für den Tag. An manchem (müden) Morgen mache ich auch einfach gar nichts und genieße die wunderbare Leichtigkeit des Seins (man könnte es auch faul-auf-der-Couch-Rumliegen nennen…). Beides hat seine Berechtigung und läd meine Akkus wunderbar auf. Für andere mag die Verankerung in sich selbst in einem kraftvollen Workout, einer entspannnenden Auszeit in der Badewanne oder in einem Exklusiv-Date mit einem Stück Schokotorte bestehen – da kennt ihr euch selbst am allerallerbesten. Und das kann von Mal zu Mal ja auch variieren. Schreibt mir, wenn ihr mögt, was euch gut tut. Es grüßt aus dem Arbeits-/Wohn-/Spiel- und Wäschetrockenzimmer – eure Kerstin.