April 22, 2020

Rückbildung beginnt mit...Haltung zeigen!

Rückbildung beginnt mit...Haltung zeigen!

Na klar, zeig ich Haltung! Politisch und gesellschaftlich auf jeden Fall (zumindest meistens). Aber mal ehrlich: Im Alltag mit Baby ist unsere Haltung nicht immer ideal und unser Rücken bekommt doch so einiges ab, oder? Baby von der Krabbeldecke hochheben, unterwegs stillen, in der Trage stundelang spazierentragen und am Abend will der kleine Engel vielleicht auch noch in den Schlaf gewiegt werden. Irgendwann meldet sich der Rücken mit einem lauten „AU!“ und der Beckenboden findet das ja auch nur so middel (ja, dazu gibt s bald mindestens einen separaten Post). Ist das als Mama „halt normal“ oder gibt s auch einen anderen Weg?

Yes yes yes! Klar gibt s einen anderen Weg. Denn WIE du dein Kind trägst, hälst und stillst, ist meist entscheidender als das WIE LANGE. Der Schlüssel ist eine gute Haltung im Alltag (und das ist meiner Meinung nach wichtiger als ein Rückbildungskurs in der Woche).

Doch wie sieht eine gute Haltung aus?

STEHEN und SITZEN

Kurz und knapp gilt: Kreuzbein nach unten ziehen, Schultern nach hinten rollen. Damit sind die gröbsten Haltungsfehler direkt schon ausgemerzt. Denn: So so oft kippen wir Mamas ins Hohlkreuz und die Schultern wollen gern nach vorne klappen. Aber damit belasten wir nicht nur unnötig unsere Wirbelsäule und unseren Beckenboden (der nach der Geburt ohnehin ein bißchen mehr Zuneigung braucht als bisher…), sondern machen uns auch noch das Atmen schwer (Lungen und Zwerchfell haben dann nämlich einfach nicht den optimalen Spielraum).

Wer s ausführlicher will: Im Stand Füße parallel und hüftweit im Boden verankern, Gewicht ist gleichmäßig verteilt. Knie sind in einer Mikrobeuge, Kreuzbein zieht nach unten, Unterbauch nach innen oben, Beckenboden ist sanft angespannt. Einen guten Tonus aufbauen. Dann untere Rippen rein, Brustbein sanft nach vorne oben heben und Schlüsselbeine weit nach außen öffnen, Schultern nach hinten rollen, der Scheitel zieht nach oben. Ihr könnt euch eine imaginäre Mittelachse denken, an der ihr euch von unten nach oben ausrichtet.

Wenn das Baby auf einem Arm getragen wird, dann beachtet noch Folgendes: Die obere Wirbelsäule bleibt gerade und die Schultern beide unten. So oft sehe ich Mamas, bei denen sich die Schulter, deren Arm das Baby trägt, ganz unbewusst hoch hebt und nach vorn dreht – und im Spiegel habe ich entdeckt, dass das bei mir auch manchmal der Fall ist… Hier hilft mir die Vorstellung, den Oberkörper parallel zu einer imaginären Wand nach vorne auszurichten. Die Kraft kommt aus dem Zentrum und Armen, Schultern ziehe ich aktiv nach unten. Zu der senkrechten Mittelachse in eurem Körper könnt ihr euch zusätzlich eine horizontale Achse denken; wie zwei starke Verankerungen in euch selbst, die durch nichts umgeworfen werden können.

Klingt alles zu kompliziert? Das ist es bei etwas Neuem immer, aber wenn man sich das ein paar Mal bewusst vergegenwärtigt hat, tut man sich und seinem Körper kurz- und langfristig einen RIESENgefallen.

Mein Tipp: Probiert das vor dem Spiegel erst ohne und dann mit Baby aus (gern auch mal mit Baby in Trage/Tuch). Nach ein paar Mal üben klappt das im Alltag immer leichter.

BÜCKEN/ AUFSTEHEN

Mit rundem Rücken die Schuhe zubinden oder das Baby zum Wickeln hinlegen? Besser nicht. Besser ist: Mit laaaaaangem Rücken und gebeugten Knien nach unten und mit langem Rücken und Kraft aus den Beinen wieder hochkommen. Wenn Platz ist könnt ihr das auch im Ausfallschritt machen. Ihr wollt schwere Einkaufstaschen anheben? Dann am besten mit langem Rücken, angespanntem Beckenboden und mit der AUSatmung das Gewicht anheben, dann ist der Druck auf den Bauchraum nämlich am geringsten. Ihr wollt euch hinlegen? Eine SEHR gute Idee! Dann idealerweise über die Seite ins Liegen kommen und über die Seite wieder Aufstehen, euer Rücken und Beckenboden werden es euch wirklich noch lange danken.

STILLEN

Eure Hebamme hat es wahrscheinlichschon gepredigt: Das Kind kommt zur Brust, nicht die Brust zum Kind. Und das ist goldrichtig! Sorgt zunächst als Akt der Selbstfürsorge für eure gute Haltung, bevor ihr das Kind anlegt. Im Sitzen heißt das: Oberkörper angelehnt (damit entsteht weniger Druck auf den Bauch und Beckenboden), wenn möglich Arme auf einem Kissen abgelegt, sodass die Schultern nach unten entspannen können. Am besten – wenn möglich – ist für die Haltung das Stillen im Liegen. Hier kann man nicht viel falsch machen und sich gleichzeitig auch mal ausruhen. Ein kleines Kissen unter den Kopf und ein größeres hinter den Rücken, Schultern und Becken sind auf einer imaginären Linie? Dann solltet ihr tipitopi ausgerichtet und bereit zum Entspannen sein und dann die Zeit mit eurem kleinen Goldstück auch einfach nur genießen.

Du hast andere Erfahrungen gemacht oder hilfreiche Tipps? Dann schreib mir gern!